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Carlotta war in ihrem Wurf die sowohl einzige Hündin unter lauter Rüden als auch das wildeste Hündchen. Wäre ihr Züchter nicht so überzeugt gewesen, dass sie ausgezeichnet zu uns passt, hätte ich mich wohl nicht getraut, diese lebhafte Maus auszuwählen.

Der Züchter hat tatsächlich Recht behalten: Lottchen hat zwar unser Leben mächtig auf den Kopf gestellt, passt aber so wunderbar zu uns, dass zu vermuten steht, dass wir uns mit einem ruhigen Hund in den ganzen Jahren mächtig gelangweilt hätten.

Angefangen mit der Welpengruppe trainierten Lottchen und ich regelmäßig im Hundesportverein.

Spätestens als mit einsetzender Pubertät die Flausen im Hündchen-Kopf immer mehr wurden, war der Rat unserer Trainerin eine unschätzbare Hilfe. Außerdem trug die geistige und körperliche Auslastung sehr zur Ausgeglichenheit unserer wilden Maus bei.

Im Alter von 1,5 Jahren legte Lotta ihre Begleithundeprüfung (BH-VT) ab.

Danach waren wir einige Jahre lang aktiv im Agility-Sport, stiegen bis in die höchste Klasse auf und brachten es sogar bis zu einer erfolgreichen Teilnahme an der Deutschen Vereinsmeisterschaft.

Bei aller Begeisterung für den Hundesport wurde dieser jedoch nie zum Selbstzweck. Was mit einem Hund in meinen Augen am meisten Spaß macht, sind gemeinsame Spaziergänge durch die Natur. Ganz in unserer Nähe gibt es einen sehr schönen Wald, in dem Lotta und ich regelmäßig unterwegs waren und auch immer noch sind.

Unsere Lieblings-Sportart fanden wir schließlich mit Obedience: Viele unterschiedliche Übungen trainieren, immer weiter perfektionieren und Hilfen verfeinern, das machte sowohl Lotta als auch mir über Jahre hinweg große Freude.

Die Obedience-Prüfungen Beginner und Eins bestand Lotta mit vorzüglichem Ergebnis. Obedience Zwei konnten wir wegen der Corona-Pandemie nicht mehr auf einem Turnier zeigen.

Zu jeder Obedience-Prüfung gehört auch ein Sprung. Und obwohl Lotta auf dem Hundeplatz immer mit vollem Einsatz dabei war, hatte ich irgendwann den Eindruck, dass ihr das Springen schwerer fiel. Deshalb durfte sie nach reiflicher Überlegung Anfang 2021 zwölfjährig in Rente gehen.

Unsere Wald-Wanderungen machen wir immer noch. Da wir schon so lange ein eingespieltes Team sind, laufen diese Runden meist sehr harmonisch ab. Damit es trotzdem nicht langweilig wird, bauen wir unterwegs immer mal wieder Übungen aus unserer Sport-Vergangenheit ein.

Im Gesicht ist Lotta ein wenig weiß geworden. Doch wenn sie mit ihren Hundekumpels spielt, im Renngalopp über die Wiesen spurtet oder übermütige Sprünge über am Wegesrand liegende Baumstämme macht, dann merkt man ihr das stolze Alter kaum an. Allerdings darf sie nun tagesform-abhängig selbst entscheiden, ob sie Lust auf wilde Eskapaden oder auf einen ruhigen Spaziergang hat.